Rock`n` Roll
und falls ja, wieviel?
Meinen ersten "Impact" hatte ich als 10 Jähriger Junge. Elvis Presley war eben gestorben und im Radio wurden seine Hits rauf und runter gespielt.
Es war das erste Mal, dass ich am eigenen Leib spürte, dass Rock n Roll etwas physisches, messbares, körperliches, allenfalls verbotenes war.
Mit der Kleiderbürste meiner Mutter hatte ich schnell ein Mikrophon zur Hand und so spielte ich zahlreiche Elvis Shows vor dem grossen Spiegel im
Schlafzimmer meiner Eltern. Das Leben hat eben begonnen.
Zwei, drei Jahre später, ich war als unscheinbarer Jüngling längst mit den Stürmen der Pubertät beschäftigt, war es eine LP meines älteren Bruders, die ich tagelang
nicht mehr aus den Händen gab. Kaum ein Wort englisch, aber die Lyrics auf dem Cover frivol vorgetragen, gerockt und inkarniert. „A night at the opera“ von Queen.
Metaphysisch, elektrisierend, zum Schule schwänzen animierend,- im Wissen, dass Rock n Roll meine Lebenseinstellung werden könnte/wird. Ab diesem Zeitpunkt ist
Rock n Roll nebst der Liebe zu Sara, das beständigste, verlässlichste, ehrlichste und authentischste, was ich in meinem Leben fühlen, erleben und geniessen kann.
Bands kamen und gingen. Die Hitparade war nicht das Mass der Dinge, -nicht für mich. Als Teenie waren mir dann natürlich auch die Mädels wichtig. So wichtig, dass
ich beinahe meine Prinzipien verraten hätte und drauf und dran war, ein Popper zu werden. Mit dem Piaggio Töffli und weissen Rüebli Hosen versuchte ich zwischen
Pragmatismus (Mädels) und Aufrichtigkeit (Rock n Roll) zu bestehen, was früher oder später zu Lasten der Mädels ging. Nun ja, man kann nicht alles haben.
Ihm hingegen schien genau dies zu gelingen: Billy Idol. Rebel Yell war der Song, der mir sofort bewusst machte, weshalb ich wirklich auf diesem Planeten bin. Dieser
Typ, dieser Song, diese Power! Rebel Yell war die kompromisslose Hymne meiner Jugend, dazu musste ich stehen. Ich konnte nicht anders und zahlte einen Preis, der
möglicherweise in mancher Hinsicht etwas hoch war. Ich beschäftigte mich mit Billy Idols alten Sachen und gelang so etwas verspätet, quasi knapp nach der Zeit,
zum Punkrock. Dann entdeckte ich die Ramones! Konsequenter, kompromissloser kann man Rock n Roll nicht spielen. Echt jetzt, Joey Ramone und seine Jungs waren das
Beste, was mir in den kommenden Jahren passieren konnte. Der Sound, die Ästhetik, die Schnoddrigkeit und die Dringlichkeit, die Musik dorthin zurückzuholen, wo sie
hingehört: Zu den Leuten, runter von den grossen Bühnen, hinein in die Clubs. Als angehender und nicht untalentierter Musiker konnte ich rein musikalsich nicht von
den Ramones alleine leben. Ab Ende der Achtziger würde ich meinen Musikgeschmack als «fluid» bezeichnen. Der nächste Meilenstein spülte mich dann wieder in die
späten 60er und frühen 70er zurück. «Led Zeppelin». Der Konzertfilm «the song remains the same» hat mich weggeblasen. Niemand rückte dem Blues so brachial auf den
Leib, wie Page, Plant, Bonham und Jones. Ehrenwort!
Sodeli, das sind nun also meine Rock`n`Roll Paten. Selbstverständlich gäbe es dutzende weitere zu nennen, aber den hier genannten gelang es, mein Leben in mehrfacherweise
zu prägen, es reicher, mutiger, facettenreicher und phasenweise vielleicht auch etwas gefährlicher zu machen.